Eine Bibliothek mit Tradition

Die Geschichte der Bibliothek

1910
Am 1. Januar wurde eine „städtische Volksbibliothek mit Lesezimmer“ im Rathaus eröffnet. Den Anfangsbestand von etwa 800 Bänden verwaltete Stadtschultheiß Wilhelm Hörmann neben seiner Amtstätigkeit. In den Jahren des Ersten Weltkriegs und in den Zwischenkriegsjahren schwankten die Nachfrage und die Ausleihzahlen sehr stark, bis die Bücherei im 2. Weltkrieg geschlossen wurde.

1947
Eines der ersten Anliegen von Bürgermeister Arthur Gruber nach dem Krieg war es, die Wiedereröffnung der Bücherei zu erreichen. Sie konnte mit 1.300 Bänden in zwei Räumen des so genannten Salzhauses stattfinden.

Foto Altes Rathaus

Altes Rathaus mit Salzhaus. Quelle: Sindelfinger Jahrbuch 1985

Foto Salzhaus

Thekenbücherei im Salzhaus. Quelle: Sindelfinger Jahrbuch 1985

1958
Das Alte Rathaus und das Salzhaus wurden umgebaut und am 18. Oktober als Kulturzentrum eingeweiht: Volkshochschule, Stadtmuseum, Kulturamt und Bücherei unter einem Dach. Eine Neuheit war die Einrichtung der Kinder- und Jugendabteilung als Freihandbücherei, so dass sich die Kinder ihre Bücher direkt am Regal aussuchen konnten.

Foto Altes Rathaus

Kinder- und Jugendfreihandbücherei im Alten Rathaus. Quelle: Sindelfinger Jahrbuch 1985

1967
Die erste Zweigstelle wurde am 15. September in einem Gebäudeteil der Eichholzschule eröffnet. Sie war die erste Bibliothek in Sindelfingen, die auch den erwachsenen Besuchern den gesamten Bestand in offenen Regalen präsentierte.

1968
Am 1. Oktober erfolgte der Baubeginn des neuen Hauses in der Vaihinger Straße.

1970
Während einer neunmonatigen Schließzeit wurden die 30.000 Medien des Anfangsbestandes eingearbeitet: außer Büchern sollte es auch eine große Musikabteilung mit Noten und Schallplatten zum Ausleihen geben. Auch hier wurde jetzt der gesamte Bestand in Freihandaufstellung präsentiert.
Gleichzeitig mit dem neuen Rathaus und dem Haus der Donauschwaben wurde die neue Stadtbibliothek am 6. November eingeweiht. Die Hauptstelle an der damaligen Vaihinger Straße (heute Rathausplatz) fand sowohl bei der Sindelfinger Bevölkerung als auch in der bibliothekarischen Fachwelt und in Architektenkreisen viel Beachtung und Anerkennung. Durch die angegliederten Veranstaltungsräume, den Schubart- und den Oberlichtsaal, konnten jetzt auch Autorenlesungen, Ausstellungen und Bibliothekskonzerte in größerem Rahmen stattfinden.

Foto Neubau Stadtbibliothek

Die neu erbaute Stadtbibliothek aussen und innen. Quelle: privat (links)

Foto Neubau Stadtbibliothek von außen

Quelle: Sindelfinger Jahrbuch 1985 (rechts)

1971
Durch den Zusammenschluss der ehemals selbstständigen Gemeinden Maichingen und Darmsheim mit der Stadt Sindelfingen wurden auch die bisher fachlich von der Staatlichen Büchereifachstelle Stuttgart betreuten Ortsbüchereien der Stadtbibliothek Sindelfingen zugeordnet.

1972
In einem großen Raum der Realschule Am Goldberg wurde am 1. März eine weitere Zweigstelle eröffnet, diesmal eine reine Kinder- und Jugendbibliothek mit zunächst 5.200 Büchern.

1985
Am 20. April wurde in und vor der Bibliothek das 75-jährige Jubiläum gefeiert, Unter dem Motto „Treffpunkt Bibliothek im Stil von 1910“ sorgten ein Bücherflohmarkt, Tanz- und Filmvorführungen, musikalische und literarische Darbietungen sowie ein umfangreiches Kinderprogramm für ein lebhaftes Treiben.
Betrug der Gesamtmedienbestand im Jahre 1969, dem letzten Jahr im Alten Rathaus, 28.230 Bücher, konnte er bis 1985 auf 165.232 Medien erweitert werden. Auch die Ausleihzahlen stiegen in diesem Zeitraum dank des attraktiven Hauses und des reichhaltigen Angebots von 81.242 auf 435.390.

1992
Durch die dramatische Entwicklung der Finanzlage der Stadt drohte die Schließung der Zweigstellen Eichholz und Goldberg. Mit großem Engagement übernahmen spontan gebildete Bürgerinitiativen die beiden Stadtteilbibliotheken, die sie bis heute ehrenamtlich mit unermüdlichem Einsatz erfolgreich betreuen.

1996
Im Oktober konnte den Bibliotheksnutzern mit zwei Plätzen der erste öffentliche Internetzugang im Kreis Böblingen angeboten werden. Anfang 1997 ging die Stadtbibliothek mit ihrer Homepage ins World Wide Web.

2002
Seit Herbst zählte auch die „Lesehöhle“ an der Grundschule Königsknoll zu den ehrenamtlich betreuten Zweigstellen.

2003
Im Frühjahr wurde der interaktive WebOPAC ins Internet gestellt: der gesamte Medienbestand war jetzt recherchierbar. Die Bibliotheksnutzer konnten nun von zu Hause aus ihr Leserkonto aufrufen, die Ausleihfrist verlängern und ausgeliehene Medien vormerken lassen.

2007
Strukturellen Sparmaßnahmen führten dazu, dass die Zweigstelle Darmsheim aufgelöst wurde. Die Städte Sindelfingen und Böblingen beschlossen, die bisherige Zweigstelle Dagersheim der Stadt Böblingen als gemeinsame Zweigstelle Dagersheim/Darsmheim zu führen. Die Stadt Sindelfingen unterstützt den Betrieb finanziell.

2012
Als Ergebnis einer Haushaltskonsolidierung wurde während der Sommerferien die Zweigstelle Maichingen aus dem System der Stadtbibliothek gelöst.
Im November Beitritt zur OnlinebibliothekBB. Der Verbund Onlinebibliothek war drei Jahre zuvor von Böblingen, Leonberg, Herrenberg und Waldenbuch gegründet worden. Jetzt können auch die Leser der Stadtbibliothek Sindelfingen eBooks, ePapers, eMagazines, eAudio und eVideos herunterladen.

2013
Im Juni wurde während einer vierwöchigen Schließzeit die Bibliothek neu möbliert und mit modernster Bibliothekstechnik ausgestattet. Die Kinderbibliothek und die Jugendbibliothek wurden voneinander getrennt. Mit der neuen Transpondertechnologie können Besucher alle Medien an zwei Terminals selbst verbuchen und ihre Gebühren am Kassenautomaten bar oder mit Karte bezahlen. Zu den seit Jahren vorhandenen beiden Internetplätzen kam jeweils ein eigener Internetplatz in der Kinder- und in der Jugendbibliothek dazu. Darüber hinaus kann aber auch mit dem eigenen Tablet oder Smartphone im ganzen Haus im kostenlosen WLAN gesurft werden.

2024
Das Gebäude der Stadtbibliothek wird im Februar vom Landesamt für Denkmalpflege zum Kulturdenkmal erklärt.
Auszug aus der Begründung: Bei der Sindelfinger Stadtbibliothek handelt es sich als anschauliches Beispiel eines ambitionierten Bibliotheksbaus der Nachkriegsmoderne in brutalistischer Formensprache daher um ein Kulturdenkmal aus wissenschaftlichen, künstlerischen und heimatgeschichtlichen Gründen gemäß §2 DSchG Baden-Württemberg. An seiner Erhaltung besteht wegen seines dokumentarischen und exemplarischen Wertes ein öffentliches Interesse.
Hier kann der Begründungstext (23,8 KiB) abgerufen werden.